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Epic - Verborgenes Königreich
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
Das Team der Blue Sky Studios versteht sich auf turbulent-actionreiche Unterhaltung in optisch beeindruckenden Settings. Seine mit viel Situationskomik angereicherten Animations-Abenteuer wie die „Ice Age“-Reihe oder „Rio“ bereiten viel Vergnügen, auch wenn die Geschichten eher simpel gestrickt sind und die Filme nicht die Komplexität oder den vielfältigeren Witz der Konkurrenten Pixar („Oben“, „Merida“) und Dreamworks („Kung Fu Panda 2“, „Die Croods“) erreichen. Auch für die neueste Blue Sky-Produktion „Epic – Verborgenes Königreich“ gilt genau der gleiche Befund: Das von Firmenmitbegründer Chris Wedge („Ice Age“, „Robots“) inszenierte 3D-Spektakel besticht vor allem durch viele abgefahren-rasante Szenen vor einer eindrucksvollen, immens detailreichen Kulisse, während die eigentliche Geschichte über im Wald lebende Winzlinge, die lose auf einem Werk des Kinderbuchautors William Joyce („Die Hüter des Lichts“) basiert, in erster Linie durch allerlei Anleihen aus George Lucas‘ „Star Wars“-Universum geprägt ist. Das Ergebnis ist ein mehr optisch als erzählerisch überzeugender kurzweiliger Animations-Spaß für die ganze Familie.
Nach dem Tod ihrer Mutter zieht die 17-jährige MK (Stimme: Amanda Seyfried/deutsche Fassung: Josefine Preuß) zu ihrem Vater Professor Bomba (Jason Sudeikis), der mit seinem dreibeinigen Mops abgeschieden im Wald lebt und der fixen Idee nachhängt, dass es dort winzige noch unentdeckte Wesen gibt. Und der zerstreute Forscher hat tatsächlich Recht: Es gibt zahlreiche verschiedene Winzlingsvölker, darunter die Leafmen, die die Natur beschützen. Für diese ist heute ein wichtiger Tag, denn die hundertjährige Regentschaft ihrer Königin Tara (Beyoncé Knowles) endet und sie muss all ihre Kraft in einer Blüte speichern, über die sie dann an eine Nachfolgerin übertragen wird. Diese Gelegenheit will der fiese Mandrake (Christoph Waltz in beiden Fassungen) nutzen. Alles, was der Anführer der Boggans berührt, verdirbt und kann nur von der Königin wieder zum Blühen gebracht werden - stirbt sie, gehört der Wald Mandrake. Und so reitet er auf seinen Kampfratten, Fledermäusen und Raben eine wilde Attacke gegen Lara. Der gelingt es im letzten Moment, MK zu schrumpfen und ihr die Blüte anzuvertrauen. Gemeinsam mit dem weisen Leafmen-Anführer Ronin (Colin Farrell) und den tollpatschigen Schnecken Mub (Aziz Ansari / Oliver Kalkofe) und Grub (Chris O’Dowd / Oliver Welke) muss MK die Blüte um Punkt Mitternacht zu einem heiligen Ort bringen, wo die Kräfte auf eine neue Königin übergehen. Während ihnen der tollkühne Heißsporn Nod (Josh Hutcherson / Raúl Richter) zur Hilfe eilt, ist ihnen Mandrake schon längst auf den Fersen…
Dass Regisseur Chris Wedge und sein Autorenteam reichlich „Star Wars“-Filme geschaut haben, ist unübersehbar. Fast das gesamte Figurenkabinett haben sie aus den Sternenkrieger-Welten von George Lucas entliehen: Bösewicht Mandrake ist ein Wiedergänger des finsteren Imperators, Heißsporn Nord ist der neue Han Solo (mit einer Prise Luke Skywalker) und sogar der unappetitliche Jabba the Hut hat hier Modell gestanden (für die Kröte Bufo). Aber die Ähnlichkeiten bleiben rein oberflächlich – hier wird weder mit Filmzitaten gespielt wie in den „Toy Story“- oder „Shrek“-Filmen der Konkurrenz noch erhalten die Figuren psychologische oder gar mythologische Tiefe. So ist etwa der Boggans-Anführer Mandrake einfach nur abgrundtief böse: Die Tragik, die darin liegt, dass seine Berührung nur Fäulnis und Verderben bringt, kommt genauso wenig zur Entfaltung wie ein spät eingeführtes Rachemotiv – ein faszinierender Fiesling sieht anders aus. Hier wird auf eine ganz klare und zuweilen durchaus fragwürdige Schwarz-Weiß-Zeichnung gesetzt, die sämtliche Figuren bis hin zur kompletten Tierwelt betrifft. So kämpfen Ratten, Raben und Fledermäuse auf der Seite der finsteren Boggans, Singvögel, Schnecken und die bunten Raupen unterstützen dagegen die noblen Leafmen.
Das erzählerische Feingefühl mag hier zuweilen fehlen, doch das macht das Animationsteam der Blue Sky Studios durch die prächtige visuelle Gestaltung und ein flottes Tempo weitgehend (oder zumindest in Teilen) wett. Der Detail- und Einfallsreichtum, mit der die Welt des Waldes illustriert wird, ist begeisternd. Hinter jeder Pusteblume und jeder Eichel steckt ein kleines Phantasiewesen, immer gibt es etwas zu staunen und dabei ist alles stets in Bewegung. Auch die Action-Szenen sehen mehr als eindrucksvoll aus: Ob Nod sich als verwegener Vogelreiter ein wildes Rennen mit schmierigen Konkurrenten liefert, ob die Leafmen und die Boggans spektakuläre Schlachten schlagen oder ob sich der tapfere Ronin allein durch das düstere Reich von Mandrake kämpft, all das macht - besonders in 3D – einiges her.
Abgerundet wird das kurzweilige Vergnügen durch jede Menge Witz, für die komischen Höhepunkte sorgen in erster Linie Nacktschnecke Mub und Weinbergschnecke Grub als Weichtier-Variante von Dick und Doof (bzw. R2-D2 und C-3PO). Mit ihren losen Mundwerken avancieren die beiden Schleimschleicher zu den heimlichen Stars des Films und können selbst „Ice Age“-Dauerquassler Sid trotz langsamerer Redegeschwindigkeit (sie sind schließlich Schnecken) Paroli bieten. Ihnen dicht auf den Fersen ist allerdings die Raupe Nim Galuu (im Original gesprochen von Aerosmith-Frontmann Steven Tyler): Mit dem weisen Feierabend-Schamanen und hauptberuflichen Partylöwen wird wunderbar das Klischees des allwissenden Orakels aufs Korn genommen. Überdies sind viele der lustigsten Einzelheiten ähnlich wie beim Treiben des Rattenhörnchens Scrat in den „Ice Age“-Filmen abseits der Haupthandlung zu finden. Dessen Rolle übernimmt in „Epic“ gewissermaßen der knuffige dreibeinige Mops von Professor Bomba, der trotz Behinderung meist wild durchs Haus fegt – wenn er nicht gerade umkippt.
Fazit: Die Macher von „Ice Age“ und „Rio“ sind zurück und machen mit „Epic“ genau dort weiter, wo sie mit „Ice Age 4“ aufgehört haben: mit einer kunterbunten, wilden und amüsanten Abenteuerreise in eine fantasievolle Welt.
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